Über 100 Klapperkinder halten Tradition lebendig

Wenn schon am frühen Morgen Klappern ertönen und durch die Straßen gerufen wird, wissen die Petersberger: Die Klapperkinder sind wieder unterwegs. In diesem Jahr zogen 101 Kinder in acht Gruppen durch die Straßen und Gassen – und das bereits zum 30. Mal seit der Wiederbelebung der Tradition durch unseren Heimatverein im Jahr 1995. Die Petersberger bildeten eine der größten Klappergruppen in ganz Osthessen.

 

 

An Karfreitag um 6, 12, 14 und 18 Uhr sowie an Karsamstag um 6 und 12 Uhr ersetzen die Klapperkinder mit ihren hölzernen Instrumenten die Kirchenglocken, die von Gründonnerstagabend bis zur Osternacht schweigen. Dabei rufen sie lautstark „Wir rufen die Christen zur Kirche“ oder „Wir rufen zum englischen Gruße – Ave Maria“ und erinnern damit an die Gebetszeiten.

 

Die Kinder sind zwischen 9 und 19 Jahre alt. Mitmachen kann jeder ab der 3. Klasse – und das ist ausdrücklich ökumenisch gedacht. „Ökumene wird bei uns großgeschrieben“, sagt Oberklappermeister Felix Gaul  mit einem Augenzwinkern. So liefen in den vergangenen 30 Jahren neben Protestanten auch Verwandte und Bekannte aus Hamburg, Duisburg, Jena und Stuttgart mit. Selbst Austauschschüler aus Finnland, Frankreich und Spanien waren bereits dabei.

 

Die Klappern selbst sind verschieden: Es gibt Modelle für hohe und tiefe Töne sowie die besonders lauten mit Zahnrad und Holzbrett. Felix Gaul bietet für die Petersberger Klapperkinder die verschiedenen Klappern zum Kauf an und nimmt sie auf Wunsch später zurück. Die meisten Kinder behalten ihre Klapper jedoch als Erinnerung. Unser Verein  hatte das Klappern 1995 wieder ins Leben gerufen – und blickt nun auf 30 Jahre gelebte und geliebte Tradition zurück. Jedes Jahr werden die Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen an der Johannes-Hack-Schule und der Rauschenbergschule angeschrieben, um neue Klapperkinder zu gewinnen. Natürlich sind auch die „Altgedienten“ wieder herzlich eingeladen.

 

Organisiert wird das Ganze von Oberklappermeister Felix Gaul, der die Organisation der Gruppen mit viel Herzblut übernimmt. Vereinsvorsitzender Michael Kircher dankt ihm für seinen jahrzehntelangen Einsatz: „Ohne Felix wäre diese tolle Tradition so nicht möglich – wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.“ Als Zeichen seiner Wertschätzung hat der Vorstand daher Felix Gaul zum Ehrenoberklappermeister ernannt. ,,30 Jahre Klappern ist ein Riesenerfolg – dieser Erfolg ist aber vor allem dein Verdienst, lieber Felix‘‘, so Michael Kircher. Um die Tradition weiter am Leben zu erhalten, bildet Felix Gaul im Laufe dieses Jahres daher einen oder mehrere neue Oberklappermeister aus. Die Idee ist, dass man die Last auf mehrere Schultern verteilt. ,,Felix Gaul selbst bleibt aber als Ansprechpartner und "graue Eminenz" erhalten, ganz im Sinne eines Ehrenoberklappermeisters‘‘, ergänzt hierzu Klappermeister Michael Jansen.

 

Natürlich darf auch das traditionelle Sammeln am Samstag nicht fehlen. Die Kinder ziehen durch den Ort, klingeln an Türen und erhalten Geld oder Süßigkeiten. Für viele springt dabei ein Betrag zwischen 30 und 35 Euro heraus – doch wie Klapperkind Leo sagt: „Das Geld ist gar nicht so wichtig. Hauptsache ist, dass man dabei ist.“

 

Der große Abschluss findet dann am Samstagmittag mit dem sogenannten Ausklappern an der Treppe am Rathausplatz statt. ,,Dann machen wir nochmal richtig viel Krach‘‘, erzählt der 10-jährige Noah. Ein Teil des gesammelten Geldes kommt auch einem guten Zweck zugute:  der  Caritas in Fulda. Somit können Vollwaisen in der Ukraine unterstützt werden. Im Jahr 2025 konnten so immerhin 300 Euro an die Caritas übergeben werden. Michael Kircher: ,,Dass die Petersberger Klapperkinder neben ihrem Klappereinsatz noch an andere Kinder in der Welt denken und freiwillig auf einen Teil ihres Geldes verzichten, ist aller Ehren wert. Aus diesem Grund sind wir sehr stolz auf unsere Petersberger Klapperkinder und organisieren sehr gerne als kleines Dankeschön das morgendliche Frühstück am Karsamstag.‘‘ Die „Klappermeister“, also die Jugendlichen und Erwachsenen, die die Gruppen begleiten, behalten stets den Überblick. Für sie gibt es am Samstagnachmittag ein geselliges Treffen als ein Dankeschön für ihre ehrenamtliche Unterstützung.

 

Nach 30 Jahren kann man sagen: Das Klappern ist längst mehr als nur Brauchtum – es ist fester Bestandteil des Ortslebens und ein lebendiger Ausdruck christlicher Gemeinschaft. Es ist gut für Petersberg, dass der Heimatverein diese Tradition aufrechterhält.