Osterklappern

Wenn schon am frühen Morgen Klappern ertönen und gerufen wird, wissen die Petersberger, dass die Klapperkinder wieder unterwegs sind. 120 Kinder sorgen dafür, dass jeder mitbekommt, dass Tod und Auferstehung Christi nahe sind.

 

Jedes Jahr an Karfreitag um 6, 12, 14 und 18 Uhr  und an Karsamstag um 6 und 12 Uhr laufen die Kinder durch den Ort.  Der Lärm der Klappern soll die Kirchenglocken ersetzen, die an diesen Tagen schweigen. Dazu verkünden die Klapperkinder "Wir rufen die Christen zur Kirche" oder "Wir rufen zum englischen Gruße - Ave Maria." So sollen die Gläubigen an Gebetszeiten und Liturgie erinnert werden. In acht Gruppen marschieren 120 Kinder durch Petersberg. Sie sind zwischen 9 und 19 Jahren alt. Mitmachen kann jeder ab der 3. Klasse. "Ökumene wird bei uns großgeschrieben", sagt Felix Gaul vom Heimatverein Petersberg mit einem Augenzwinkern. So liefen neben Protestanten auch schon türkische Kinder mit, dazu Verwandte und Bekannte aus Hamburg, Duisburg, Jena und Stuttgart. Auch Austauschschüler aus Finnland, Frankreich und Spanien waren bereits dabei. "In diesem Jahr begleitet uns zum ersten Mal ein kleinwüchsiger Rollstuhlfahrer, der neunjährige Felix. Er ist voll in seinem Element und klappert ordentlich mit", freut sich Gaul.

 

Der Heimatverein hat das Klappern 1995 wieder ins Leben gerufen, nachdem die Tradition rund 20 Jahre  lang nicht mehr am Petersberg durchgeführt wurde. Jedes Jahr schreibt der Heimatverein die Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse der Johannes-Hack-Schule und der Grundschule am Rauschenberg an, um neue Klapperkinder zu finden. Selbstverständlich werden auch die "Altgedienten" wieder eingeladen.

 

Es gibt drei Arten von Klappern: Die ganz normale ist für die hellen Töne zuständig, aus denjenigen mit einem Holzkasten erklingen die tiefen Töne. Und die, an der sich ein Zahnrad mit einem Brett befindet, macht vor allem Lärm. Bei Felix Gaul können Klappern jeder Art gekauft werden, er bietet auch an, sie wieder nach der aktiven Zeit zurückzukaufen. "Aber das kommt nur selten vor. Die meisten wollen die Klapper als Andenken behalten", erklärt der 63-jährige, der zusammen mit Peter Scheel und Wolfgang Blum von Anfang an dabei ist.

 

Den Kindern macht das Klappern Spaß. "Die Klapper macht derart Lärm, dass die Leute fast aus dem Bett fliegen", sagt Julian (11) mit einem schelmischen Lächeln. Ihm gefällt besonders das gemeinsame Frühstück am Samstagmorgen. Laura, ebenfalls elf Jahre alt, findet es beeindruckend, dass die Klappern die Kirchenglocken ersetzen können. "Ich bin auch wegen des Geldes dabei", gibt sie zu. Die Klapperkinder gehen nämlich am Samstag durch den Ort und sammeln Geld und Süßigkeiten. So springen  für jeden zwischen 30 und 35 Euro heraus. "So lässt sich das frühe Aufstehen trotz Ferien ertragen", sagt Laura. Das Geld spielt aber nur eine untergeordnete Rolle, wichtig sei ihr die Gemeinschaft.

 

Die Erwachsenen oder auch älteren Jugendlichen, die die Gruppen als "Klappermeister" begleiten, haben immer einen Blick auf ihre Gruppe. Für sie gibt es am Samstagnachmittag ein gesondertes Treffen - mit offenem Ende. "Da fällt dann auch mal das ein oder andere aus, was man an dem Tag eigentlich unbedingt noch erledigen wollte", erzählt Felix Gaul, der das Klappern seit über 15 Jahren organisiert.

 

                                                                                                                                                                                                        Sebastian Kircher, Fuldaer Zeitung